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Kleinstunternehmen – warum machen die alle dasselbe?

Hühner, Ziegen, Flüssigseife, Food Kiosk, Nähservice …

Erhält jemand von uns Starthilfe für den Auf- oder Ausbau eines eigenen Kleinstunternehmens, entscheiden sich unsere Caretaker sehr häufig für eine dieser vier, fünf Optionen. Warum ist das so? Warum gibt es so wenige Variationen?

So berechtigt diese Frage aus unserer Sicht sein mag: Sie geht an der Lebenswirklichkeit dieser Menschen vorbei. Werden die Frauen (einige wenige Männer sind auch dabei) in unser Programm aufgenommen, dann deshalb, weil sie schrecklich arm sind und unter elenden Umständen ihr Leben fristen, oft nicht wissend, wie sie ihre Kinder morgen satt kriegen. Im Strudel immer weiter nach unten gezogen, können sie sich hieraus aus eigener Kraft nicht befreien.

Große Armut ist das eine. Aber was unsere Sozialarbeiter ebenfalls überprüfen: Sind diese Frauen trotz aller Widrigkeiten willens und fähig, den Kampf gegen die Armut aufzunehmen und etwas aufzubauen? Zeigen sie eine gewisse Eigeninitiative, haben sie genug Motivation, ihr Leben Schritt für Schritt SELBST zu verbessern, wenn sie die Chance hierzu erhalten?

Trifft das zu, dann entscheiden sie sich für etwas, das sie aus ihrem Umfeld KENNEN und ihrer Lebenswirklichkeit entspricht. Es sind Dinge und Verrichtungen des täglichen (Über)Lebens, die sie vielleicht bei ihren Nachbarn sehen und die zudem nicht übermäßig viel Wissen erfordern. Legen die Hühner mehr Eier, als die Familie braucht, kann hieraus ein kleines „Business“ erwachsen. Oder ist etwas Geld da, um Grundnahrungsmittel in größeren Mengen günstig zu erwerben, kann dieses in kleineren Portionen gewinnbringend weiterverkauft werden. Aufbauend auf diesen simplen, ihnen bekannten Funktionsweisen versetzen wir sie in die Lage, aus ihrer Lebenswirklichkeit heraus etwa Eigenes, Kleines aufzubauen.

Oft reicht ein Betrag zwischen 350 bis 450 Euro, um solche Familien aus dem Strudel zu ziehen: Ein stabiler Stall, dazu einige Hühner. Oder ein solider Verkaufsstand, ausgestattet mit einem vernünftigen Grundstock an Reis, Bohnen und ähnlichem mehr. Oder eine Nähmaschine, einige Stoffbahnen und eine übergangsweise Mietübernahme für die Nähstube. Manchmal reicht ein Zaun um den Garten, damit keine Ziegen oder Hühner aus der Nachbarschaft dem Gemüse mehr den Garaus machen.

Als wir im Februar auf Projektreise waren, haben wir viele auf diese Weise von uns unterstützte Familien besucht. Und wir stellten fest: Es funktioniert. Den allermeisten gelingt es tatsächlich, sich aus der schlimmsten Armut heraus zu kämpfen, ein Schritt nach dem anderen, unter steter Anleitung unserer Sozialarbeiter. Nein. Auf den bisherigen Erfolgen ausruhen kann sich gar niemand, größere Sprünge sind nicht drin. Aber was wir fast überall sehen, ist Stolz auf Geleistetes, neue Selbstachtung, aufkeimendes Selbstbewusstsein und hoffnungsfrohe Blicke in die Zukunft. „Ich kann in meinem Leben und im Leben meiner Familie Dinge zum Besseren wenden, und ich bin auf diesem Weg nicht allein.“

So wollen wir mit dieser Arbeit fortfahren. So wie es unser Budget und unsere Strukturen vor Ort zulassen, wollen wir weiteren Menschen mittels Anschubfinanzierungen die Chance geben, sich aus eigener Kraft aus dem Armutsstrudel zu befreien.

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